Samstag, 12. März 2005

Der abgeschlossene 6-Cent-Roman


Bremen, vor dem Eingang zur großen Post an der Domsheide. Ich wollte einen wichtigen Maxi-Brief an eine Behörde schicken. Eine gedruckte Marke aus dem Automaten schien mir dafür genug. Ich stellte mich am Briefmarken-Drucker an. Am Automat ein Mann, danach eine junge Frau, dann ich. Ich dachte: wird schnell gehen. Der Mann machte einen schmuddeligen, sozusagen etwas pennerhaften Eindruck. Mir schien, daß er einzeln kleine Münzen aus seinen Taschen zusammensuchte und den Automaten geradezu, wie soll ich sagen, psychopsycho damit fütterte. Nach drei Minuten gab die Frau auf und ging in die Post rein. Nach einer weiteren Minute tat ich dasselbe. Drin war ein weiterer Briefmarken-Drucker. Frei. Für eine Marke von 1,44 € steckte ich 1,50 € rein. Jede Münze mußte erst auf eine träge Lichtschranke warten. Dann erschien die Anzeige:Wenn sie den Restbetrag in Briefmarken ausgegeben haben wollen, wählen Sie bitte JA. Wenn sie NEIN wählen, wird der Kaufvorgang abgebrochen.Nun begann ich nachzusinnen, was das bedeutet. Wo war die Wahl, daß ich gern 6 Cent zurückhaben möchte? Schließlich kombinierte ich, daß der Automat unfähig ist, Geld rauszugeben. Eine Briefmarke für 6 Cent. Hübsches Überbleibsel. Also wählte ich JA. Ausgedruckt wurden nun:

• eine Briefmarke zu 1,44 €
• eine Briefmarke zu 0,05 €
• eine Briefmarke zu 0,01 €
• eine Quittung über 1,44 € (dafür hatte ich eine weitere JA-Entscheidung getroffen) und
• eine Quittung (etwa 15 cm lang) über 0,06 €

Wer denkt sich so was aus? Arbeitet die Deutsche Post AG effektiv? Warum muß ich mich für eine Briefmarke 5 min zur Labyrinth-Ratte machen?

Drin gibt es einen Stand, hinter dem eine Beamtin steht und nur für Sondermarken-Wünsche da ist. Die Schlange an diesem Stand ist besonders kurz...

Als ich die Post verließ, stand der immer noch da und interagierte mit dem Automaten...

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mandarine - 12. Mär, 12:38

Also manchmal bin ich schon ganz froh, dass bei uns die Technik noch nicht so weit Einzug gehalten hat wie bei euch. Will ich einen Brief aufgeben, geh ich zum Schalter und bekomm einen netten Aufkleber (4x7cm oder so) drauf. Oder, wenn der oder die hinter dem Schalter nicht absichtlich schwerhörig ist, auch mal eine echte Marke.

Von der Post auf der Domsheide hab ich übrigens im Sommer ein Telefonbuch mitgehen lassen... nach Ö, versteht sich.... O:-)

Tubias - 13. Mär, 01:07


Das mit den Telefonbüchern handhabt die Deutsche Telekom/Deutsche Post geradezu kommunistisch: Da werden Paletten mit Telefonbüchern aufgestellt, merken muß es der Telefonkunde alleine, daß es mal wieder soweit ist. (wozu zahlt er schließlich 13,50 € Grundgebühr jeden Monat). Und dann kann er so viele Telefonbücher mitnehmen wie er will. Würdelos.

Um die Eintragung von Handynummern muß man sich auch alleine kümmern, das interessiert die Mobilfunk-Anbieter nicht.

mandarine - 13. Mär, 01:33

Bei uns steht das im Kleingedruckten und da das nie wer liest, stehen nahezu alle angemeldeten Handys inkl. meinem im Telebuch...

Letzteres wird bei uns von einer Firma verteilt, jeder Anschluss ein Buch, muss man auch auf der Rechnung bezahlen. Sollte man keines kriegen da der Austräger zu faul war, zu einem verstecken Haus zu gehen, dann muss man quer durchs Bundesland fahren (30-35 km), denen im Telekomshop Feuer unterm Hintern machen und wenn man dann noch Glück hat, bekommt man zwei Wochen später vll. doch ein Buch. Auch bled.

Da hol ich mir lieber jeden Sommer meines bei der Post ab. Oder auch zwei. Oder drei. Wieviele ich halt zu brauchen meine. Übrigens sehr praktisch bei euch, guter Plan in den gelben Seiten, mag ich.
Tubias - 14. Mär, 11:05


Das ist dann ja bei Euch noch bleder als bei uns!

;-\

C. Araxe - 12. Mär, 20:54

Da war ja noch ziemlich viel Glück dabei, dass die 6 Cent in nur zwei Marken rausgegeben wurden. Hier gibt es übrigens keine Briefmarken unter 10 Stück mehr am Schalter, zumindest wenn sich an diese Anweisung gehalten wird. Da hat man dann öfter die Gelegenheit, sich mit den Eigenwilligheiten von Automaten anzufreunden.

Mein Blog ist wie ich.

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