Der abgeschlossene 6-Cent-Roman
Bremen, vor dem Eingang zur großen Post an der Domsheide. Ich wollte einen wichtigen Maxi-Brief an eine Behörde schicken. Eine gedruckte Marke aus dem Automaten schien mir dafür genug. Ich stellte mich am Briefmarken-Drucker an. Am Automat ein Mann, danach eine junge Frau, dann ich. Ich dachte: wird schnell gehen. Der Mann machte einen schmuddeligen, sozusagen etwas pennerhaften Eindruck. Mir schien, daß er einzeln kleine Münzen aus seinen Taschen zusammensuchte und den Automaten geradezu, wie soll ich sagen, psychopsycho damit fütterte. Nach drei Minuten gab die Frau auf und ging in die Post rein. Nach einer weiteren Minute tat ich dasselbe. Drin war ein weiterer Briefmarken-Drucker. Frei. Für eine Marke von 1,44 € steckte ich 1,50 € rein. Jede Münze mußte erst auf eine träge Lichtschranke warten. Dann erschien die Anzeige:Wenn sie den Restbetrag in Briefmarken ausgegeben haben wollen, wählen Sie bitte JA. Wenn sie NEIN wählen, wird der Kaufvorgang abgebrochen.Nun begann ich nachzusinnen, was das bedeutet. Wo war die Wahl, daß ich gern 6 Cent zurückhaben möchte? Schließlich kombinierte ich, daß der Automat unfähig ist, Geld rauszugeben. Eine Briefmarke für 6 Cent. Hübsches Überbleibsel. Also wählte ich JA. Ausgedruckt wurden nun:
• eine Briefmarke zu 1,44 €
• eine Briefmarke zu 0,05 €
• eine Briefmarke zu 0,01 €
• eine Quittung über 1,44 € (dafür hatte ich eine weitere JA-Entscheidung getroffen) und
• eine Quittung (etwa 15 cm lang) über 0,06 €
Wer denkt sich so was aus? Arbeitet die Deutsche Post AG effektiv? Warum muß ich mich für eine Briefmarke 5 min zur Labyrinth-Ratte machen?
Drin gibt es einen Stand, hinter dem eine Beamtin steht und nur für Sondermarken-Wünsche da ist. Die Schlange an diesem Stand ist besonders kurz...
Als ich die Post verließ, stand der immer noch da und interagierte mit dem Automaten...
Tubias - 12. Mär, 01:28 · Kategorie: kleine Notizen eben
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