In der DDR bin ich (natürlich nur im [ver]trauten Kreise) mit der Ansicht geimpft worden: Die Russen, die sind sooo primitiv. Die Russen (Besatzungssoldaten) haben nach dem Krieg ihre Kartoffeln im Klobecken gewaschen, gezogen und aus Wut reingeschossen, weil die auf einmal weg waren. Meinten, wenn sie einen bloßen Wasserhahn in die Wand stecken, kommt da Wasser raus. Haben sämtliche Armbanduhren geraubt. Haben schauerliche Lieder gesungen. Konserven mit Steinen an Hungernde verkauft. Frauen vergewaltigt und umgebracht. Wirtschaften alles bloß runter. Alles soll der Erfindowitsch zuerst erfunden haben. Und die Polen sind faul.
Nie, nie und nie wurde ein Wörtchen darüber verloren, wer den 2. Weltkrieg vom Zaun gebrochen hat und daß die meisten Kriegstoten Russen waren, darunter viele Zivilisten.
Die Deutsch-Sowjetische Freundschaft à la DDR war zu 70 % eine Farce. Ich weiß das heute. Ich habe viele Jahre gebraucht, um perverserweise mit westlicher Hilfe zu erkennen, daß die im Osten eine große Kultur haben. Jedenfalls was Essen, Trinken, Saufen, Musik und überhaupt Kunst betrifft.
Ich werde das der 1940er Generation nicht erklären können.
Jedenfalls trinke ich jetzt Kaffee aus Sankt Petersburg. Kostet bloß halb soviel wie der deutsche, dessen Preis amerikanischen Spekulanten zum Opfer gefallen ist. Ich kann doch nicht ohne sein. Ich trink Russenkaffee. In der Dädärää wäre das nicht gegangen...
Tubias - 7. Okt, 22:30 · Kategorie:
Slawophil