Gegen das Vergessen
Ich bin aufgewachsen in einem Land, in dem es normal war, mehr als zehn Jahre auf die Zuteilung eines vierrädrigen Fahrzeugs zu warten (nicht alles wurde „Auto” genannt). Gebrauchtfahrzeuge waren folgerichtig teurer als Neufahrzeuge.
Außerdem hatte das zur Folge, daß ein Fahrzeug so lange gefahren wurde, wie es das hergab. Und daß Zweiräder viel genutzt wurden. Mein Vater hat ein 50-cm³-Moped, Simson SR2, sehr ausgiebig genutzt. Bis ich sieben war, bin ich auf dem Tank mitgefahren, Helm auf, Fliegenbrille auf (der orange Schaumgummi roch unvergeßlich), !über die Autobahn! Zu Uroma. Mit dem Blinddarm zum Doktor. Wäre heute undenkbar. Es muß ja ein Auto sein.
Alle raten mir ab, irgendein motorisiertes Zweirad zu fahren. Dabei wird übersehen, daß das wie Muttermilch für mich war. Ich bin auf einem Moped aufgewachsen.
Eine andere Marke war Jawa. Eine tschechische. Bruderland. Dabei haben sie in ihrem Alphabet gar kein W. Die Motorräder waren gut. Ein Moped von Jawa trug jedoch die Spitznamen Jawa-Fatsch und Zwiebacksäge.
Gegen das Vergessen möchte ich hier erwähnen, daß die Motorräder von Jawa in einem Rot gehalten waren, das es als Jawarot zu einem Inbegriff brachte. Keiner wird das mehr verstehen. Die Farbbezeichnung gehört noch immer zu meinem Wortschatz.
Eine fette BMW kann mich nicht reizen.
Außerdem hatte das zur Folge, daß ein Fahrzeug so lange gefahren wurde, wie es das hergab. Und daß Zweiräder viel genutzt wurden. Mein Vater hat ein 50-cm³-Moped, Simson SR2, sehr ausgiebig genutzt. Bis ich sieben war, bin ich auf dem Tank mitgefahren, Helm auf, Fliegenbrille auf (der orange Schaumgummi roch unvergeßlich), !über die Autobahn! Zu Uroma. Mit dem Blinddarm zum Doktor. Wäre heute undenkbar. Es muß ja ein Auto sein.
Alle raten mir ab, irgendein motorisiertes Zweirad zu fahren. Dabei wird übersehen, daß das wie Muttermilch für mich war. Ich bin auf einem Moped aufgewachsen.
Eine andere Marke war Jawa. Eine tschechische. Bruderland. Dabei haben sie in ihrem Alphabet gar kein W. Die Motorräder waren gut. Ein Moped von Jawa trug jedoch die Spitznamen Jawa-Fatsch und Zwiebacksäge.
Gegen das Vergessen möchte ich hier erwähnen, daß die Motorräder von Jawa in einem Rot gehalten waren, das es als Jawarot zu einem Inbegriff brachte. Keiner wird das mehr verstehen. Die Farbbezeichnung gehört noch immer zu meinem Wortschatz.
Eine fette BMW kann mich nicht reizen.
Tubias - 21. Jul, 01:43 · Kategorie: Psycho bzw. Ego
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Magda - 27. Jul, 14:43
Jawarot
Aha Tubias - eine jawarote Socke.
Daran kann ich mich noch gut erinnern. Da gab es - für ein Mädchen unverständlich - Typisierungen wie 350er Jawa. Die war sehr flach und schnell. Aber weil die beiden Zylinder eng nebeneinander lagen, reichte die Kühlung nicht aus und die Kolben gingen sehr schnell fest (das hat mir soeben mein Mann diktiert)
Das war wohl was Größeres.
Ist man ostalgisch, wenn man sich erinnert an so Alltagskram oder ist man einfach nur ein Mensch, der hinter sich nicht nur eine graue Wüste sieht, sondern auch jawarote Farbkleckse oder auch caprigrüne Wartburgs (das sah aber echt mistig aus)
Wie auch immer
Gruß
Magda
Daran kann ich mich noch gut erinnern. Da gab es - für ein Mädchen unverständlich - Typisierungen wie 350er Jawa. Die war sehr flach und schnell. Aber weil die beiden Zylinder eng nebeneinander lagen, reichte die Kühlung nicht aus und die Kolben gingen sehr schnell fest (das hat mir soeben mein Mann diktiert)
Das war wohl was Größeres.
Ist man ostalgisch, wenn man sich erinnert an so Alltagskram oder ist man einfach nur ein Mensch, der hinter sich nicht nur eine graue Wüste sieht, sondern auch jawarote Farbkleckse oder auch caprigrüne Wartburgs (das sah aber echt mistig aus)
Wie auch immer
Gruß
Magda
Tubias - 29. Jul, 15:40
Erinnerungen sensorisch
Hallo Magda,
freut mich sehr, wieder von Dir zu lesen.
Interessant Dein Hinweis, wo Du Deine Details her hast. Mein Vater (*1941) schrieb mir nämlich ähnlich hingebungsvoll über das Thema.
Ach ja, es gibt eben naturgegebene Neigungen. Eine Hochzeits-Planung würde ich z.B. zu 90% einer Frau überlassen. Dann klappt's. Motorräder werden hingegen von 90 % der weiblichen Wesen abgelehnt.
Die ersten 22 Jahre des Lebens sind schon prägend. Das ist Kultur. Auch Kaschukerne in brauner Hartfettmasse sind ein Erbe. Das Erhebende ist, sich in einer Gemeinschaft zu wissen mit Millionen, die Ähnliches erlebt haben. (Auf diese Weise respektiere ich auch fremde Kulturen. Wie müssen sich zwei Indonesier freuen, wenn sie sich im kanadischen Hinterland treffen!) - Grüße mir Deinen Mann! Und sage ihm, daß es Jawa immer noch gibt!
freut mich sehr, wieder von Dir zu lesen.
Interessant Dein Hinweis, wo Du Deine Details her hast. Mein Vater (*1941) schrieb mir nämlich ähnlich hingebungsvoll über das Thema.
Ach ja, es gibt eben naturgegebene Neigungen. Eine Hochzeits-Planung würde ich z.B. zu 90% einer Frau überlassen. Dann klappt's. Motorräder werden hingegen von 90 % der weiblichen Wesen abgelehnt.
Die ersten 22 Jahre des Lebens sind schon prägend. Das ist Kultur. Auch Kaschukerne in brauner Hartfettmasse sind ein Erbe. Das Erhebende ist, sich in einer Gemeinschaft zu wissen mit Millionen, die Ähnliches erlebt haben. (Auf diese Weise respektiere ich auch fremde Kulturen. Wie müssen sich zwei Indonesier freuen, wenn sie sich im kanadischen Hinterland treffen!) - Grüße mir Deinen Mann! Und sage ihm, daß es Jawa immer noch gibt!
Trackback URL:
https://tubias.twoday.net/stories/2400785/modTrackback