Zerfledderte Bücher verkaufen sich schlecht
In meiner Kindheit gab es ein Buch, da war schon der Einbanddeckel ab, und die ersten Seiten waren, schutzlos dadurch, unten rechts sukzessive umgeknickt. Niemand hatte das mit eingeklemmter Zungenspitze als Bastelarbeit vollbracht, rein durch Benutzung hatte die Zeit das geschaffen.
Dieses Buch hieß „Grimm's Kinder- und Hausmärchen” und war von Reclam Leipzig.
Ich staune noch heute, wie es diese intensiven Nutzungs-Spuren annehmen konnte.
Ähnlich ein Buch, das meine längst von mir geschiedene, wiederverheiratete, damals zukünftige jetzt ehemalige Ehefrau täglich konsultierte. Es hieß „Ephemeriden für die Jahre 1930 - […]”
Was will ich damit sagen? Ein Buch, das ich kaufe, ist nicht dazu bestimmt, als dekoratives Mosaik-Steinchen in einer Bücher-Wand zu prangen, vor der man sich fragt, wieviele der 3000 Bücher der Bücherwand-Inhaber wohl tatsächlich gelesen hat (rechne selbst, was wahrscheinlich ist). Es ist dazu bestimmt, in meinem Rucksack aufgerieben zu werden, und wenn ich gut bin, lese ich 12 im Jahr. Wenn ich 100 werde und mit 8 Jahren begonnen habe, sinnvoll zu lesen, werden es 1.104 Bücher gewesen sein. Ein Bücher-Fresser bringt es vielleicht auf 2.500. Aber da sind dann noch die Zeitschriften, das Fernsehen usw.
Also ich unterstütze die zerlesenen Bücher. Ich habe auch keinerlei Probleme damit, zerlesene Bücher zu kaufen. Das Wertvolle ist das, was drin steht. Man kann aber auch nicht sagen, daß der Inhalt uninteressant ist, wenn es viele makellose Exemplare gibt. Das ist alles Buchhändlerkram.
Der Wert dessen, was in einem Buch steht, denke ich, bemißt sich nach dem Interesse seiner Leser. Das gilt dann auch für Trivialliteratur.
Wie auch immer, ich wage zu behaupten, ein zerfleddertes Buch ist ein Buch, das wichtig für die Menschen ist. In jedem Falle. Auch wenn sein Inhalt trivial ist.
Von manchen Büchern werden viele Exemplare zerfleddert, von manchen wenige. Jedenfalls dürfte der Abnutzungsgrad bei den Buchhändlern und den Leser(inne)n meist nicht dasselbe bedeuten.
Es war wichtig für mich, das alles hier mal zu schreiben. Ich bin aufgewachsen mit „Du hast ein Stäubchen auf mein Sammlerstück gewirbelt, du Böser.” und das unterstütze ich militant gar nicht mehr. Krampf-Sammler müssen selbst für ihre Sammlung sorgen.
Jetzt ist mir wohler. Willkommen, Ihr Esels-Ecken. Danke, Buch-das-mein-Leben-verändert-hat.
Ein wirklich gutes Buch bleibt bei mir. Ich freue mich darüber und es ist mir egal, was es mir bei einem Verkauf bringen würde.
Dieses Buch hieß „Grimm's Kinder- und Hausmärchen” und war von Reclam Leipzig.
Ich staune noch heute, wie es diese intensiven Nutzungs-Spuren annehmen konnte.
Ähnlich ein Buch, das meine längst von mir geschiedene, wiederverheiratete, damals zukünftige jetzt ehemalige Ehefrau täglich konsultierte. Es hieß „Ephemeriden für die Jahre 1930 - […]”
Was will ich damit sagen? Ein Buch, das ich kaufe, ist nicht dazu bestimmt, als dekoratives Mosaik-Steinchen in einer Bücher-Wand zu prangen, vor der man sich fragt, wieviele der 3000 Bücher der Bücherwand-Inhaber wohl tatsächlich gelesen hat (rechne selbst, was wahrscheinlich ist). Es ist dazu bestimmt, in meinem Rucksack aufgerieben zu werden, und wenn ich gut bin, lese ich 12 im Jahr. Wenn ich 100 werde und mit 8 Jahren begonnen habe, sinnvoll zu lesen, werden es 1.104 Bücher gewesen sein. Ein Bücher-Fresser bringt es vielleicht auf 2.500. Aber da sind dann noch die Zeitschriften, das Fernsehen usw.
Also ich unterstütze die zerlesenen Bücher. Ich habe auch keinerlei Probleme damit, zerlesene Bücher zu kaufen. Das Wertvolle ist das, was drin steht. Man kann aber auch nicht sagen, daß der Inhalt uninteressant ist, wenn es viele makellose Exemplare gibt. Das ist alles Buchhändlerkram.
Der Wert dessen, was in einem Buch steht, denke ich, bemißt sich nach dem Interesse seiner Leser. Das gilt dann auch für Trivialliteratur.
Wie auch immer, ich wage zu behaupten, ein zerfleddertes Buch ist ein Buch, das wichtig für die Menschen ist. In jedem Falle. Auch wenn sein Inhalt trivial ist.
Von manchen Büchern werden viele Exemplare zerfleddert, von manchen wenige. Jedenfalls dürfte der Abnutzungsgrad bei den Buchhändlern und den Leser(inne)n meist nicht dasselbe bedeuten.
Es war wichtig für mich, das alles hier mal zu schreiben. Ich bin aufgewachsen mit „Du hast ein Stäubchen auf mein Sammlerstück gewirbelt, du Böser.” und das unterstütze ich militant gar nicht mehr. Krampf-Sammler müssen selbst für ihre Sammlung sorgen.
Jetzt ist mir wohler. Willkommen, Ihr Esels-Ecken. Danke, Buch-das-mein-Leben-verändert-hat.
Ein wirklich gutes Buch bleibt bei mir. Ich freue mich darüber und es ist mir egal, was es mir bei einem Verkauf bringen würde.
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