Sie ist zu jung zum Sterben.
26/11/04, abends: Ich fahre zu Z., denn es ist zu befürchten, daß Bärbel sterben wird. Ich komme rein, die Katze ist in ihrem erschöpften Zustand aufs Sofa gesprungen. Dort hockt sie, schwer atmend. Z. sitzt neben ihr. Ich war 1½ Stunden da. Bärbelchen ließ sich ab und zu nieder, nach kurzer Zeit richtete sie sich wieder auf. Es ist, daß sie seit Tagen sich nicht liegend entspannt hat. Katzen schlafen von Natur aus bis zu 18 Stunden am Tag. Dann, nach einiger Zeit, legte sie sich doch ziemlich flach hin. Da ergriff es uns beide. Tina hatte mich vor Wochen gefragt: „Papa, warum weinst du eigentlich nie?” Nun kam sie aus ihrem Zimmer und sah ihre Eltern beide weinen. - Daß Bärbel sich so niederließ nach mehreren Tagen, das schien uns schon der Augenblick zu sein, wo sie stirbt. Es lief mir kalt den Rücken runter. Tina sagte Gute Nacht und zog sich zurück. Ich weiß, daß es ihr sehr nahe geht. Bärbel hatte sich wieder etwas aufgerichtet. - Z. sagte zu mir: „Du mußt nicht bleiben. Das kann noch dauern.” Nun sah es so aus, als sei das Ende nahe. Ich fragte sie: „Soll ich jetzt wirklich gehen?” - „Hmmm.” Ich weiß, daß ich mich in dem Moment auf ihre weibliche Intuition verlassen konnte. Ich nahm das an. Ihr müßt wissen, ich bin Atheist, ich bin Materialist. Für mich gibt es kein Leben nach dem Tod. Die Sonne und die Erde bringen es hervor. Und sie nehmen es wieder zurück. - Ich ging zu Bärbelchen, streichelte sie (jede Nähe ist eine Belastung jetzt für sie), streichelte ihre beiden Ohren und sagte zu ihr: „Ich denke immer an dich. Immer.” Ich küßte sie auf ihr Dächlein. Dann ging ich zu Z., strich ihr über die Schulter und ging. Die Tränen schüttelten mich im Flur. Wenn ein Mann schluchzt, dann hat er einen Grund. Ich ging. Meine Augen waren verquollen. Das sind die Augenblicke, wo ich denke, zu jedem Abschied müßte ich eigentlich jeden Menschen umarmen. Wir werden alle sterben! Irgendwann. - Ich war es, der diese kleine dünne Katze damals nach einer kalten Novembernacht reingeholt hat, und diese Kleine hat damals der unerschrockenen Kampfflieger-Katze Emma alles Futter vor deren ungläubig blickenden Augen weggefressen. Eine große, dreifarbige Liebe von mir schickt sich an, uns zu verlassen. - Ich wünschte, es wäre nicht so. Sie ist zu jung dafür. Sie war vital bis vor wenigen Wochen. Und sie ist ein Wesen, das mich verbindet mit einem Menschen, von dem ich jetzt getrennt bin.
Ich erwarte stündlich einen Anruf.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Männer weinen auch!! Bitterlich.
Ich erwarte stündlich einen Anruf.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Männer weinen auch!! Bitterlich.
Tubias - 26. Nov, 23:02 · Kategorie: Pflanzen, Tiere
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